Abteischmiede: Bonn St. Venantius - Altar und Ausstattung

Wenn man den neu gefassten, hell gestalteten Kirchraum der St. Venantiuskapelle betritt, so fällt als erstes der kräftige grün-blau marmorierte Retabel ins Auge. Erst nach einem zweiten Blick bemerkt man den neuen Altar, der sich formal reibungslos in den Raum einfügt. Er hat die Form eines Kelches und nimmt – gespiegelt – die gotischen Bögen des Kreuzgewölbes auf. Dadurch bekommt der Altarraum und auch der Retabel mit seinem sehr massiven Untersatz etwas leichtes und schwebendes.

Der Fuß des Altares ist aus Schichten oder Lamellen aufgebaut. Sieht man ihn von Ferne, so scheint er zu verschwinden, geht man näher auf das Objekt zu, so wird der Untersatz dichter und präsenter. Damit ist er ein Abbild des menschlichen Lebens. Manchmal erscheint uns unser Dasein leicht und transparent, durchlässig und offen für neue Wege. Dann wieder scheint sich der (Weit-)Blick zu schließen und wir sind nur mehr im geschlossenen Raum des Faktischen, der Notwendigkeit und Arbeit. Beides gehört zum menschlichen Leben und zum menschlichen Alltag dazu.

So ist es auch mit der Erfahrung des göttlichen in unsere Welt. Stehen wir auf einem Berg und blicken wir in die Weite, so ahnen wir den unendlichen und doch so nahen Gott. Der weite Horizonte des Meeres öffnet uns genauso für diese Erfahrung. Dann wieder sind wir eingespannt im Detail, im Klein-Klein des Alltags. Das Gefühl des „Gott ist mit uns“ scheint zu schwinden.

Der Altar kann  diese Sichtweisen vertiefen.

Gleichzeitig erinnert die Struktur wie Form des Altares an einen Brotkorb. Damit ist der Untersatz unmittelbar mit dem Geschehen auf dem Altar verbunden. Betlehem – Haus des Brotes -  benennen wir den Geburts- und Herkunftsort des Menschgewordenen. Das Wunder der Brotvermehrung kommt in den Sinn, die Überfülle des Wunders wird in Körben gesammelt. Das Brot auf dem Altar bedeutet unser Leben, dass sich in seinen göttliche Ursprung wie das Brot der Eucharistie hineinverwandeln lässt. Wenn wir zum stillen Gebet den Kirchenraum betreten, können wir unseren Alltag in den Altarkorb legen, damit die kommende Eucharistie ihn immer mehr in Leben verwandelt.

Liebe Gemeinde! Unsere Arbeit als Gestalter und Handwerker ist abgeschlossen. Die Ihre beginnt. Ich wünsche diesem wunderschönen Gottesdienstraum, dass er von Menschen besucht wird und dass sie hier die Nähe Gottes erspüren.

p. abraham fischer osb

Bilder Altarweihe: Erzbistum Köln